Die Weisheit alter Hunde by Radinger Elli H

Die Weisheit alter Hunde by Radinger Elli H

Autor:Radinger, Elli H.
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: d-Ludwig
veröffentlicht: 2019-01-27T16:00:00+00:00


© Adobe Stock (Photography)

© Adobe Stock (Mikkel Bigandt)

VERTRAU DEINER INTUITION

Ab und zu kommt jemand in unser Leben und hinterlässt besonders nachhaltige Spuren. Für mich war es meine Hündin Lady, Shiras Vorgängerin. Von dem Augenblick an, als ich sie zum ersten Mal im Arm hielt, bis zu ihrem Tod war sie die Freude und Liebe meines Lebens. Ich habe viele Hunde geliebt. Aber wenn es für jeden Menschen einen Seelenhund gibt, dann war das für mich Lady.

Ich traf sie einen Tag, bevor sie sterben sollte. Damals lebte ich in den USA. Ohrenbetäubendes Bellen umfing mich, als ich die Tür zu der Hundeanlage im Tierheim in Virginia Beach öffnete. Ein großer Raum war mit Käfigen zugestellt, in zwei Reihen übereinander. In jedem von ihnen saß ein Hund, und die meisten bellten sich die Seele aus dem Leib. Sie hatten wahrhaft Grund dazu, denn ich war in einem »Tötungstierheim«, einer Einrichtung also, in der Tiere, die nach einer gewissen Zeit nicht abgeholt werden, getötet werden. Dies ist eine übliche Praxis in den USA, um Kosten zu sparen und die Flut »unerwünschter« Tiere zu reduzieren. Drei Millionen werden jährlich eingeschläfert, weil sie niemand haben will.

Ich war hierhergekommen, um für meine Freundin einen Stapel Zeitungen und eine Kiste Leergut abzuliefern, die das Tierheim recycelt und so zu Geld macht. Dann aber warf ich einen Blick in den Raum mit den Hunden und sah sie …

Die kleine, verängstigte Labradorhündin saß in der oberen Käfigreihe, eng in die hinterste Ecke gedrückt, und schaute mich mit großen braunen Augen und in einer solchen Intensität an, als würde sie mich anflehen, ihr zu helfen.

»Du bist da! Endlich bist du da! Wo warst du denn bloß so lange?«

Ich glaube, dass sich unsere Seelen verbunden haben, lange bevor wir uns in der Realität kennenlernten.

Als Einzige hatte die Hündin eine Decke in ihrem Käfig. Rasch war eine der Mitarbeiterinnen an meiner Seite.

»Das ist Lady«, sagte sie. »Sie wird morgen eingeschläfert.«

»Aber warum denn? Das ist doch so ein schöner Hund«, sagte ich.

»Eigentlich war sie schon letzte Woche dran, die Spritze zu bekommen. Wir haben sie aber ein wenig länger hierbehalten, weil wir uns nicht vorstellen konnten, dass niemand einen so lieben Hund bei sich aufnehmen will.«

Die Mitarbeiterin des Tierheims erklärte mir, dass die Hündin abgegeben worden war, weil ihr Besitzer (der noch einen weiteren Hund besaß), obdachlos wurde und den zweiten Hund nicht mehr ernähren konnte. Weil sie fror und mit ihren acht Monaten noch sehr zierlich war, hatten ihr die Angestellten eine Decke in den Käfig gelegt. Ich trat an die Gittertür und schaute in die braunen Augen. Dann kam Lady zu mir und leckte vorsichtig meine Finger.

In diesem Augenblick leuchtete der dunkle Käfig auf, als hätte ein Sonnenstrahl einen Wolkenhimmel durchbrochen. »Ich komme wieder«, versprach ich. »Und dann werden wir uns nie mehr trennen.«

»Kismet« ist ein Begriff aus dem arabischen Kulturraum und bedeutet »das dem Menschen von Allah zugeteilte Los« oder »ein unabwendbares Schicksal«. Dass ich ohne ersichtlichen Grund eine Woche früher als geplant mein Verhaltensforschungspraktikum in einem amerikanischen Wolfsgehege beendet



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